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Der Paintball TURNIERSPORT IN DER KRISE…
Freitag November 18, 2022

DPL & CO., DIE AKTUELLE ENTWICKLUNG – TURNIERSPORT IN DER KRISE…

In unserem heutigen Beitrag zum Thema Paintball Turniersport möchten wir uns einmal offen, ehrlich und kritisch mit der Entwicklung der deutschen Paintball Turnierszene auseinandersetzen. Die Szene schrumpft seit Jahren. Die Gründe sind vielfältig und ein Ende des Abwärtstrends ist aktuell leider noch nicht wirklich in Sicht. Wir haben für unseren heutigen Beitrag mit den Ligaverantwortlichen der DPL gesprochen, waren als Spieler auf der ICS und haben uns verschiedene Stimmen und Meinungen aus der Szene angehört.

Wer in den letzten Wochen und Monaten auf den Turnierfeldern der Republik unterwegs war, dem wurde relativ schnell bewusst, dass es mit dem Paintball Turniersport in Deutschland nicht unbedingt zum Besten steht. Die aktuelle Turnierlandschaft hat viel von ihrem Glanz von einst verloren und ist in weiten Teilen nur noch ein Schatten ihrer selbst. Wir möchten uns heute einmal mit dem Ist-Zustand auseinandersetzen, kritisch hinterfragen wie es dazu gekommen ist und nach Möglichkeit auch ein paar Ideen und Denkanstöße für die Zukunft streuen. Nicht alles ist schlecht, aber vieles muss vielleicht einfach mal neu gedacht werden, wenn man den Paintball Turniersport in Deutsch retten und zu alter Größe zurückführen möchte. Dazu haben wir die unterschiedlichen Ligaformate und Serien betrachtet die es derzeit gibt, mit den DPL Verantwortlichen gesprochen und uns als Spieler einfach mal in der Szene umgehört wie so die Stimmung ist. Die äußeren Eindrücke für den aktuellen Zustand sind sehr vielschichtig. Corona hat der gesamten Turnierszene schwer mitgespielt. Ähnlich wie manch ein Arbeitnehmer, der seinen Job coronabedingt aufgeben oder wechseln musste, haben sich auch viele Spieler anderweitig orientiert. Dazu kamen gestiegene Lebenshaltungskosten, der altersbedingte Ausstieg so manches Spielers und fehlende Planungssicherheit auf Grund von immer wiederkehrenden Lockdowns und Beschränkungen.

Auch innerhalb der Paintballindustrie gab es starke Veränderungen. Während Europa im Lockdown schlummerte erwachte der US Markt, dank deutlich liberalerer Einschränkungen, zu neuem Leben. Die Industrie fokussierte sich daraufhin auf den heimischen Markt in den USA und verringerte seine Präsenz auf dem europäischen Kontinent teilweise deutlich. Das bedeutete neben weniger Aufmerksamkeit für die europäische und damit auch die deutsche Turnierszene, deutlich weniger Sponsorings und Support. Ein weiteres, großes Problem für viele Pro Teams. Drehen wir das Rad zunächst einige Jahre zurück. Zu den Hochzeiten der DPL, in den Jahren 2015 und 2016, stand die Deutsche Paintball Liga mit weit über 400 Teams an der Weltspitze. Ein, vergleichen mit den USA, dem Paintball Mutterland, im Paintballsport unbedeutendes Land wie Deutschland, hatte es geschafft die größte und teilnehmerstärkste Liga der Welt zu organisieren und erfolgreich zu betreiben. Damals existierten neben der DPL sogar noch weitere Turnierserien und lokale Events über ganz Deutschland verteilt, die allesamt gut besucht waren. Von diesem Glanz alter Tage sind wir heute, nur rund sechs Jahre später, leider meilenweit entfernt…

Der aktuelle Istzustand sieht leider ganz anders aus. Nachdem die DPL in der vergangenen Saison mehrere Abstimmungen über den weiteren Saisonverlauf hatte durchführen lassen, war zunächst klar, dass die Spieler unbedingt zum alten Saisonformat zurückehren wollten. Zuletzt war die Saison jahresübergreifend von Sommer zu Sommer gespielt worden. Das änderte sich nach der Abstimmung und das alte System mit einer Saison von Frühling bis Herbst wurde mit überwältigender Mehrheit zurückgewählt. Das stellte die DPL vor das nächste Problem. – Was macht man mit dem restlichen Halbjahr 2022?

Die Idee war eine sogenannte „Sprint Season“ zu starten in der nur zwei statt vier Spieltage abgehalten werden. Das zu Anfang von den Spielern gefeierte Konzept bekam jedoch relativ schnell Risse als die DPL mit einer abermaligen Bundesliga Startgelderhöhung in die Split Season starten wollte. Dies wurde von sehr vielen Spielern extrem negativ aufgefasst und so kam es, dass einige Teams ihre Startzusage für die DPL Split Season direkt wieder zurückzogen. Andere Teams sahen in der neuen Regelung eine Möglichkeit sich mal eine Auszeit zu gönnen und entschieden den Paintballsport im zweiten Halbjahr 2022 einfach mal ruhen zu lassen. Schon waren über die Hälfte der Teams von der Bildfläche verschwunden und die DPL musste die Bundesliga auf Grund mangelnder Teilnehmerzahlen für 2022 komplett absagen.  „Wir haben mit allen Teams diesbezüglich sehr viele Gespräche geführt und stehen in regem Austausch. Ein Großteil der noch aktiven Teams hat bereits angekündigt in der kommenden Saison 2023 wieder voll dabei zu sein, wenn die DPL wieder von Frühjahr bis Herbst, innerhalb eines Kalenderjahres ausgetragen wird.“ Versichert uns DPL Geschäftsführer Sven Reimann auf Nachfrage als Statement der DPL.

Es bleibt zu hoffen, dass er Recht behält. Denn aktuell ist die DPL stark ausgedünnt. Es gibt keine Bundesliga, nur noch eine Regionalliga im Bereich West, einen Oberligastandort in Hildesheim und gerade einmal noch drei Landesligen in Hildesheim, Mönchengladbach und Karlsruhe. Die Bezirksliga, die als Einsteigerliga zur Nachwuchsgewinnung immer besondere Bedeutung hatte, ist nicht an einem einzigen Standort vertreten. „Ja, das sind erschreckende Zahlen, da brauchen wir nichts beschönigen. Wir haben in diesem zweiten Halbjahr 2022 zwar mit einem deutlichen Rückgang gerechnet, aber von dieser Entwicklung wurden wir selbst ein wenig überrascht.“ Gibt sich Sven Reimann selbstkritisch. „Wir sind aber wie gesagt bereits in Gesprächen mit den Teams und stellen auch im Hintergrund die Weichen um 2023 ein ansprechendes DPL Angebot für die Teams zu schaffen.“ fügt er hinzu. Wir sind gespannt wie es mit der DPL weitergeht. Hoffen wir das man dort aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und nun endlich an ein paar Stellschrauben für eine positive Entwicklung der Turnierszene drehen kann.

In einer anderen Ecke der Republik, nämlich im Berliner Raum, wurde dieses Jahr erstmals die ICS (Independend Club Series) ein gutes Stück weit größer aufgezogen als in den vergangenen Jahren. ICS Organisator Kevin Hegend, vom Berliner Turnierstandort „Sundays Club“, hatte bereits im letzten Winter beschlossen mit seinem Team nicht mehr in der DPL anzutreten, da es kein Angebot in der 3. Bundesliga Nord gab. Statt dessen wurde dann beschlossen die hauseigene Eventserie wachsen zu lassen. So tat man sich mit den Spielfeldern Battlefields Hildesheim und dem Paint Park Wöbbelin zusammen um gemeinsam die große ICS Turnierserie mit vier Spieltagen an drei Standorten und mit zwei Leistungsklassen zu veranstalten. Das Ganze sollte speziell auf die Wünsche der Spieler zugeschnitten sein. Kostengünstig, einfache Strukturen und jede Menge Spaß und Paintball. Die Umsetzung gelang sehr gut und so war die ICS Pro bereits nach kurzer Zeit mit acht Teams gut gebucht. Geplant waren hier allerdings ursprünglich auch einmal zehn Teams, so dass man auch hier eingestehen muss, dass es schlicht an Teams fehlt um die Ligen und Serien in der aktuellen Zeit voll zu bekommen. In der Amateur Division traten an den Standorten Berlin und Wöbbelin insgesamt 14 Teams an. Damit ist die ICS mit „nur“ 22 Teams zwar eine vergleichsweise kleine Liga, sie hat damit aber auch bereits halb so viele Teams wie die DPL in ihrer aktuellen Struktur. Wir waren zum ICS Finale vor Ort im Sundayclub und hatten die Gelegenheit mit Kevin persönlich über die Saison zu sprechen. – Kevin, Dein Fazit zur ICS 2022 bitte. Kevin Hegend: „In erster Linie sind wir natürlich froh dass wir dieses Jahr so enorm wachsen konnten und all die Teams an der ICS teilgenommen haben. Das Feedback war von allen Seiten echt positiv und das macht uns als Veranstalter natürlich auch ein Stück weit stolz und motiviert uns weiter zu machen.“

Das klingt ganz danach als könnten wir uns auch 2023 auf eine Independend Club Series mit Kevin und seinem Team freuen. Für uns ist die ICS ein gelungenes Konstrukt und eine preiswerte und vor allem unterhaltsame Alternative für den Turniersport. Auch wir haben als Spieler aktiv an der ICS Pro teilgenommen und können daher aus erster Hand berichten. Das Ganze passt einfach, fühlt sich gut an und hat Hand und Fuß. Klar, es hat nicht immer das höchste Spielniveau, aber darum geht es den Veranstaltern auch nicht. Am Ende sollen alle Spaß am Turnierpaintball haben und eine gute Zeit. Die hatten wir in jedem Fall. Des Weiteren wollen wir an dieser Stelle auch die weiteren Geschehnisse im Turniersport nicht außer Acht lassen. Im Osten, genauer gesagt in Gera, wird nach wie vor die X-Series ausgetragen. Die X-Series war einst, neben der DPL, die zweitgrößte Paintballliga Deutschlands und hatte gut 100 Teams. Aber auch die X-Series hat leider in den vergangenen Jahren auf Grund verschiedenster Umstände mehr und mehr Substanz verloren. Heute wird sie lediglich noch am Standort Gera ausgetragen und findet dort an fünf Spieltagen in den Klassen Novice (für Einsteiger) und Amateur/Challenger (für stärkere Teams) statt. Mit lediglich 10 Teams, verteilt auf die zwei Spielklassen, ist man aber auch hier leider weit von einem richtigen Ligabetrieb entfernt.

Parallel schießen mit der Core Eventserie von Felix Müller, aka Flexi, von Ramstein Instinct, sowie einer geplanten Eventserie des Paintball Spielfeld Uffenheim (P.Uff), bereits zwei weitere Turnierformate aus dem Boden die 2023 ihren Platz im Paintball Turnierzirkus beanspruchen wollen. Das Angebot für die Turnierspieler ist also definitiv vorhanden. Das ist zum einen gut, wirft aber auch Fragen und Risiken auf.

Zum einen besteht die Gefahr, dass die einzelnen Veranstalter untereinander um die verbliebenen Teams kämpfen müssen um ihre Ligen voll zu bekommen. Dies Endet in der Regel in Rabattschlachten und Preisdumping um unentschlossene Teams zu locken. Daraus resultiert aber auch schlichtweg ein sinkender Standard. Es braucht am Ende leider einfach auch Geld um den Paintball Turniersport zu finanzieren und am Leben zu halten. Die Felder müssen Pacht bezahlen, alle ein bis zwei Jahre ein neues NXL Feld schlägt mit mehreren tausend Euro zu Buche und nicht zuletzt wollen auch die Marshalls und Feldbetreiber für ihre Arbeit bezahlt werden. All das wird seitens der Spieler leider oft vergessen, wenn es darum geht hier und da noch ein paar Euro im Budget für die Saison sparen zu können.

Wir hoffen an dieser Stelle einfach, dass die Betreiber sich auf den Sport fokussieren und zum Wohle dessen Entwicklung ihre Differenzen untereinander ruhen lassen. Nur gemeinsam kann der Paintball Turniersport wieder wachsen und sich entwickeln, so dass wir am Ende alle mehr davon haben. Vor allem mehr Events, mehr 
Spaß und mehr Paintball.

Wo genau die Reise in der Zukunft hingeht weiss vermutlich keiner aktuell genau zu sagen. Fakt ist, die Zukunft des Tuniersports steht auf wackligen Füßen. Wir selbst, die diesen Sport seit Jahren mit viel Liebe und Hingabe ausführen, stehen zum einen bangend aber auch voller Erwartung daneben und hoffen einfach, dass ein Umdenken stattfindet. Die Veranstalter der Ligen und Eventserien, aber auch weite Teile der Industrie sind nun gefragt die richtigen Entscheidungen treffen um gemeinsam den Paintball Turniersport in Deutschland wieder in die richtigen Bahnen zu lenken…

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